Der Ruf Der Trommel by Diana Gabaldon

Der Ruf Der Trommel by Diana Gabaldon

Autor:Diana Gabaldon [Gabaldon, Diana]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783764501693
Herausgeber: Blanvalet
veröffentlicht: 1996-01-01T23:00:00+00:00


Es wurde ein langer Tag. Nachdem ich stundenlang bei jedem Geräusch zusammengefahren war und bei jedem Schritt über meine Schulter geblickt hatte, konzentrierte ich mich schließlich auf meine Tagesarbeit. Ich versorgte Ian, der fieberte und sich elend fühlte, fütterte das Vieh, rupfte Unkraut im Garten, pflückte zarte, junge Gurken zum Einlegen und ließ Lord John, der mir seine Hilfe anbot, Bohnen enthülsen.

Auf dem Weg vom Abort zum Ziegenstall blickte ich sehnsuchtsvoll in den Wald. Ich hätte viel darum gegeben, einfach in diese kühlen, grünen Tiefen davonzuwandern. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, daß ich einen solchen Impuls hatte. Doch die Herbstsonne brannte auf unseren Hof herab, und die Stunden verstrichen in friedlicher Stille ohne ein Spur von Gerhard Mueller.

»Erzählt mir von diesem Mueller«, sagte Lord John. Sein Appetit kehrte zurück; er hatte seine Portion gebratene Champignons komplett gegessen, obwohl er den Salat aus Löwenzahnblättern und Kermesbeeren beiseite geschoben hatte.

Ich dagegen pflückte einen zarten Kermesbeerenstiel aus der Schüssel, knabberte daran und genoß den scharfen Geschmack.

»Er ist das Oberhaupt einer großen Familie; Deutsch-Lutheraner, wie Ihr zweifellos mitbekommen habt. Sie wohnen ungefähr fünfzehn Meilen von hier, unten im Flußtal.«

»Ja?«

»Gerhard ist groß, und er ist stur, wie Ihr ebenfalls zweifelsohne mitbekommen habt. Spricht ein paar Worte Englisch, aber nicht viel. Er ist alt, aber, mein Gott, er ist stark!« Ich konnte immer noch vor mir sehen, wie der alte Mann, dessen Schultern von sehnigen Muskeln durchflochten waren, fünfzig Pfund schwere Mehlsäcke in seinen Wagen warf, als enthielten sie Federn.

»Dieser Streit, den er mit Jamie hatte - hat er den Eindruck gemacht, als wäre er von der nachtragenden Sorte?«

»Er ist definitiv von der nachtragenden Sorte, aber nicht deswegen. Es war kein richtiger Streit. Es -« Ich schüttelte den Kopf und suchte nach einer Möglichkeit, es zu beschreiben. »Kennt Ihr Euch mit Maultieren aus?«

Seine hellen Augenbrauen hoben sich, und er lächelte.

»Ein bißchen, ja.«

»Also, Gerhard Mueller ist wie ein Maultier. Er ist nicht grundsätz lich böswillig, und man kann ihn auch nicht als dumm bezeichnen - aber er hat nicht besonders viel Aufmerksamkeit für die Dinge übrig, die sich außerhalb seines Kopfes abspielen, und man kann ihn nur mit viel Kraft dazu bewegen, sie auf irgend etwas anderes zu richten.«

Ich war bei der Auseinandersetzung in der Mühle nicht dabeigewesen, doch Ian hatte sie mir beschrieben. Der Alte hatte es sich fest in den Kopf gesetzt, daß Felicia Woolam, eine der drei Töchter des Mühlenbesitzers, ihn beim Wiegen übervorteilt hatte und ihm noch einen Sack Mehl schuldete.

Felicia hatte vergebens eingewandt, daß er ihr fünf Säcke Weizen gebracht hatte; sie hatte sie gemahlen und vier Säcke mit dem resultierenden Mehl gefüllt. Sie hatte darauf beharrt, daß die von den Körnern getrennte Spreu und die Hülsen den Unterschied ausmachten. Fünf Säcke Weizen ergaben vier Säcke Mehl.

»Fünf!« hatte Mueller gesagt. »Es gibt fünf!« Er war nicht vom Gegenteil zu überzeugen und begann, kräftig auf Deutsch zu fluchen, wobei er das Mädchen wütend anstarrte und sie in eine Ecke drängte.

Ian, der erfolglos versucht hatte, die Aufmerksamkeit des alten Mannes auf sich zu ziehen, war nach draußen gesaust, um Jamie zu holen, der sich gerade mit Mr.



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